Regensburg, gelegen in der bayerischen Oberpfalz, gehört zu den wenigen deutschen Städten, die noch über eine weitestgehend unversehrte mittelalterliche Altstadt verfügen. Im historischen Zentrum stehen mehr als fünfzehnhundert Gebäudeunter Denkmalschutz. Ein Besuch in der Stadt an der Donau lohnt sich. Wegen seiner einmaligen Baudenkmälererklärte die UNESCO das Altstadt-Ensemble 2006 zum Weltkulturerbe.
Damit wurde eine Stadtanlage ausgezeichnet, die sich seit der Römerzeit mehr oder weniger organisch entwickelt hat. Regensburg ist eine der ältesten Städte Deutschlands. Um ca. 80 nach Christus errichteten die Römer an der nördlichsten Stelle der Donau zur Grenzsicherung das Militärlager „Castra Regina“ - die Keimzelle der heutigen Stadt.
Die Reste des ehemaligen Römischen Lagers beim Bischofs-Hof in Regensburg. (Bild: Bruce Tuten - Flickr - CC)
Der „Immerwährende Reichstag“ tagte hier
Zwischen dem sechsten und dem achten Jahrhundert war die Stadt Residenz der ersten Bayern-Herzöge. Gleichzeitig wurde sie einer der frühesten Bischofssitze auf deutschem Boden. Die Funktion als Bischofsstadt konnte Regenburg bis heute bewahren. Sichtbares Zeichen davon ist der doppeltürmige Dom, der die Stadtsilhouette prägt. Im 13. Jahrhundert wurde Regensburg zur Freien Reichsstadt, was für ein hohes Mass an Unabhängigkeit sorgte. Ab 1663 diente die Donaustadt als Tagungsort des sogenannten „Immerwährenden Reichstags“ - neben dem Kaiser eines der zentralen Verfassungsorgane im Heiligen Römischen Reich. Der Reichstag endete offiziell 1806 mit der Auflösung des Reiches. Die letzte Sitzung fand bereits drei Jahre zuvor statt. Der dabei verabschiedete „Reichsdeputationshauptschluss“ bildete eine wichtige Grundlage zur territorialen Neuordnung Deutschlands unter napoleonischem Vorzeichen. Mit dem Ende des Alten Reiches verlor Regensburg endgültig seine unabhängige Stellung, fortan gehörte die Stadt zu Bayern. So ist es noch heute.
Die Reichstags-Ära ist im Alten Rathaus im Herzen der Altstadt nach wie vor gegenwärtig. Den Mittelpunkt des Baukomplexes mit Rathausturm und Rathaushof bildet der Reichssaalbau mit seinem markanten gotischen Erker. Hier fanden die Reichstagssitzungen statt. Das Reichstagsmuseum erinnert noch an diese Zeit. Es ist kein Problem, von hier aus zu Fuss zum Dom zu gelangen, der nur wenige Strassenecken entfernt liegt. Der Dom Sankt Peter gilt als der bedeutendste gotische Kirchenbau Bayerns und erinnert mit seinen Doppeltürmen ein wenig an den Kölner Dom. Mit ihm hat er auch die mehrhundertjährige Baugeschichte gemeinsam. Im 13. Jahrhundert begonnen, wurde der Bau erst im 19. Jahrhundert vollendet. Ein Höhepunkt im Inneren ist der silberne Hochaltar.
Altes Rathaus in Regensburg, Bayern. (Bild: © Yoshi5000 - Flicker - CC)
Die Stadt der Türme, Klöster und Kirchen
Im Umfeld von Dom und Altem Rathaus breitet sich das historische Zentrum Regensburgs aus. Es ist besonders reizvoll, sich durch die alten Gassen treiben zu lassen oder an den grösseren und kleineren Plätzen zu verweilen. Wichtiger als einzelne Gebäude zu betrachten oder zu besichtigen ist, den Gesamteindruck auf sich wirken zu lassen. Die Altstadt Regensburgs gilt als das grösste geschlossene mittelalterliche Bauensemble nördlich der Alpen. Es ist eine Stadt der Türme. Dies hängt nicht nur mit den zahlreichen Kirchen und Klöstern zusammen, die in der Innenstadt zu finden sind. Auch bei Profanbauten hat man gerne Türme gebaut. Das gilt zum Beispiel für noch erhaltene Tor- und Brückentürme wie das Ostentor oder das Brücktor an der Steinernen Brücke, aber auch für die Türme der alten Patrizierburgen und -sitze in der Altstadt. Es ist eine aus Oberitalien entlehnte Tradition, die auch Regensburger Geschlechter dazu bewogen hat, im Mittelalter burgartige Adelssitze in der Stadt zu errichten. Besonders eindrucksvoll zeigen sich das Goldene Kreuz und die Neue Waag am zentralen Haidplatz oder der Goldene Turm in der Wahlenstrasse.
Blick von einer Brücke auf Regensburg. (Bild: © Mariano Mantel - Flickr - CC)
Zu den herausragenden Sakralbauten in der Altstadt neben dem Dom gehört das „Stift zu Unserer Lieben Frau (zur Alten Kapelle)“. Der Kirchenbau geht im Kern auf das neunte Jahrhundert zurück, wurde aber im Zeitablauf immer wieder verändert und erweitert. Im Inneren präsentiert er sich mit einer überwältigenden Rokoko-Pracht. Ein starker Kontrast dazu ist die Schottenkirche aus dem elften Jahrhundert am westlichen Rand der Altstadt. Hier herrscht strenge Romanik vor. Besonders eindrucksvoll ist das Eingangsportal, eines der bedeutendsten romanischen Kunstwerke Deutschlands. Es gibt daneben noch zahlreiche weitere sehenswerte Kirchen im Zentrum von Regensburg.
Stadtamhof und Sankt Emmeran
Auf zwei interessante Bauwerke am Rande der Altstadt soll noch hingewiesen werden. Die ehemalige Fürstabtei Sankt Emmeran im Süden verfügt über eine wertvolle Kirche romanischen Ursprungs mit barocker Innengestaltung. Das Klostergebäude wurde zum Residenzschloss der Fürsten von Thurn und Taxis umgestaltet, die das Postmonopol im Heiligen Römischen Reich besassen. Die Familie wohnt hier noch heute. Am Ostrand liegt die Königliche Villa, ein neugotisches Schlösschen, das sich der bayerische König Maximilian I. als Sommerresidenz errichten liess.
Der Turm von Sankt Mang. (Bild: © Mattes - Wikimedia - CC)
Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist auch der Stadtteil Stadtamhof. Er liegt auf einer Donau-Insel gegenüber der Altstadt. Sie gelangen über die Steinerne Brücke - neben dem Dom das Wahrzeichen der Stadt - aus dem 12. Jahrhundert dorthin. Das Brücktor mit dem Salzstadel - einem historischen Salzlagerhaus - bildet dabei einen imposanten Eingang. Von der Steinernen Brücke aus haben Sie einen wunderbaren Blick auf die Kulisse der Altstadt mit dem Dom. Stadtamhof strahlt mit seinem geschlossenen Erscheinungsbild aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts einen geradezu kleinstädtischen Charme aus.
An der Donau: Walhalla und Kloster Weltenburg
Und wenn Sie nach so viel Besichtigung noch nicht genug haben, gibt es noch zwei Ziele in Regensburgs Umgebung, die Sie bei einem Aufenthalt in der Stadt nicht versäumen sollten. Etwa 35 Kilometer donauaufwärts liegt Kloster Weltenburg. Die alte Benediktinerabtei ist nicht nur an sich sehenswert. Sie bezaubert auch durch ihre spektakuläre Lage auf einer Landzunge im Umfeld des Donaudurchbruchs und ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Die Walhalla in Regensburg. (Bild: © Bill Barber - Flickr - CC)
Das gilt auch für die zweite Attraktion, die Walhalla. Sie erhebt sich in entgegengesetzer Richtung wenige Kilometer flussabwärts von Regensburg entfernt. Es handelt sich dabei nicht um den sagenhaften germanischen Helden-Himmel, sondern um eine Art Ruhmestempel deutschsprachiger Geistesgrössen und bedeutender Gestalten, den der bayerische König Ludwig I. hier an markanter Stelle oberhalb der Donau errichten liess. Die Walhalla ist ganz im Stil eines griechischen Tempels erbaut, im Inneren befinden sich die Büsten der verewigten „Helden“. Es sind auch einige Schweizer darunter - Bruder Klaus, Hans von Hallwyl, Aegidius Tschudi, Johannes von Müller und Albrecht von Haller. An den Rütlischwur wird ebenfalls mit einer Gedenktafel erinnert - eine überraschende Verbindung zur Schweizer Geschichte, die man an dieser Stelle nicht vermuten würde.
Bild oben links: © joiseyshowaa - Flickr - CC